D a s   " W e b w e r k "   N a t u r


Von den Wurzeln der Natur und ihren Elementen – eine intertraditionale Betrachtung

von Peter Hochmeier

 

Das universale Gemüt, aus welchem die Universen zahllos hervorgehen ist Avyakta, das Unmanifestierte. Darin stellen Prakriti, die uranfängliche Materie, und Purusha, der uranfängliche Geist, die Pole dar. Prakriti ist in jeder Hinsischt undifferenziert und nicht zu vergleichen mit irgendeiner Vorstellung von fein- oder grobstofflicher Materie. Sie hat keinen Ort, keine Atome oder andere „Teilchen“ und keinerlei Beständigkeit. In ihr sind weder Licht noch Ruhe; ihrer Art am nächsten kommt die Idee von potentieller Schwere.

Purusha ist relativ zu Prakriti der andere Pol, pure Aktivität in ihrer Potentialität, gleichsam Kraft in vollkommener Ruhe. Er ist von ausschließlich differenzierender bzw. zur Differenzierung anstoßender Art, für sich alleine jedoch untätig.

 

Avyakta bedeutet Unsichtbar, Unmerklich, Nicht-Manifestiert. Es ist Mulaprakriti (die Wurzel der stofflichen Manifestationen). Es ist unpersönlich und sich seiner selbst nicht gewahr. Es ist „noch niemals getrennt von irgendetwas erschienen“ (skr.: a = nicht / niemals; vy / vi = getrennt, als Kraft, als Etwas; akta / pass. v. anj = in Erscheinung getreten). Es ist die „ursprüngliche, undifferenzierte Natur“, welche allen Formen und Phänomenen zugrundeliegt, sie vollkommen durchdringt, jedoch unbemerkt bleibt.

 

Ausschließlich bezugnehmend auf unsere 5-elementare Physis sprechen die Traditionen von den 5 Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft u. Äther). Was aber den gesamten Kosmos (die grob- u. feinstoffliche Natur) betrifft, das handelt von insgesamt 8 Elementen, welche dann im Folgenden noch beschrieben  werden. Die 3 feinstofflichen Elemente verbinden sich während der Manifestationen derart mit den 5 „physischen“ Elementarkräften, daß sie hier keinen eigenen Elementarzustand / keine Position in der Elementegenese innehaben, aber dennoch die 5 Elemente aspektieren. 


Gleichwohl Avyakta rein potentiell „ist“, existieren darin latent zwei Tendenzen:

Die erste Tendenz ist die, unmanifestiert und verborgen bleiben „zu wollen“. Die andere Tendenz ist, hervortreten „zu wollen“ – sichtbar, erkennbar, in Phänomenen und Formen.

Die erste Tendenz ist Purusha, in gewisser Weise der männliche Pol. Er durchdringt alle Universen und Elementarkräfte, bleibt dabei aber verborgen. Er stellt das Prinzip von „Kraft“ an sich dar. In den ältesten Traditionen wird er als Shivabeschrieben, in seiner unberührbaren, transzendenten Art.

Die zweite Tendenz ist Prakriti (auch: Prakruti), in gewisser Weise der weibliche Pol. Prakriti gebiert schließlich alle Universen bzw. den grob- und feinstofflichen Kosmos als „Mutter Natur“. Sie stellt die Tendenz des Hervorbringens, des Wahrnehmbarmachens, dar. Gleichwohl sie einen Pol Avyktas ausmacht, ist sie diesem gleichermaßen entgegengesetzt, weswegen sie auch Vyakta (das Manifestierte, als „sich selbst Erkennende“) genannt wird. Prakriti ist das „ursprüngliche Chaos“, und das was sie zuerst gebiert ist Prima Materia.Überdies hinaus ist sie vor allem in der Schwere des Erdhaften selbst, sowie in der Dunkelheit unter der Erdoberfläche. Die ältesten Traditionen vergleichen sie Shakti.

 

Prakriti ist in der 5-elementaren Physis – im Sinne der Elementegenese – am nächsten der sphärischen Feuchte, entsprechend dem lunaren Äther und lunaren Wasser in der hermetischen Begrifflichkeit.

Purushaist in der 5-elementaren Physis am nächsten dem „als etwas Bestimmtes erkennbar Machenden“, und wirkt in der Folge auf Prakriti differenzierend, individualisierend etc. ein (entsprechend dem solaren Äther in der hermetischen Terminologie), während er selbst als Kraft-Prinzip stets verborgen bleibt.

Im bildhaften Gleichnis ist Prakriti am nächsten der „Urschlange“ und der „Prima Materia“. Purusha hingegen ist nächst dem unsichtbaren „Sulfurischen“ oder dem verborgenen feurigen Wirken – obwohl Purusha ursprünglich und für sich alleine (ohne Beisein von Prakriti) solches Wirken nicht vermag.

 

Aus Avyakta (in welchem Prakriti und Purusha die Pole darstellen) gehen zuerst alle Naturkräfte prinzipiell hervor. Und so wie Avyakta selbst schon „elementar“ ist, bilden diese prinzipiellen Naturkräfte dann jenes feinstoffliche Element, welches als Mahan bezeichnet wird (mangelhaft mit dem Begriff „Intellekt“ übersetzt).

 

In Mahan tritt auch Purusha deutlich aus Prakriti heraus, während Prakriti den Raum als Begrenzung des Kräfte-Geschehens (vergleichbar dem lunaren Äther als „Spiegel“ in der hermetischen Begrifflichkeit) ausmacht, innerhalb dessen sie jeder Differenzierung, Vermischung und Äußerung der Naturkräfte eine gewisse prinzipielle Schwere verleiht, welche letztlich wiederum die Differenzierung der Kräfte – bereits eben beginnend mit ihrem Heraustreten als Mahan– voranbringt und unterstützt.

 

Wenn sich die in Mahan differenzierten und konkretisierten Naturkräfte als eigenes Element aus dem vorigen Geschehen absetzen, bilden sie Ahamkara, ein anderes feinstoffliches Element, welches von der üblichen Übersetzung als „Ego“ nur annähernd getroffen wird. Oft fehlen in den modernen Sprachen die Wörter mit denen man Idee und Bedeutungsspektrum  jener sehr alten Wörter zulänglich erfassen könnte. Die Folge davon sind häufige Mißverständnisse und unzulängliche oder gar fehlerhafte Interpretationen, welche unweigerlich zu Stockungen in Verständnis und Überlieferung oder gar zu dogmatisierenden Versuchen verschiedener Schulen bis hin zu blindem Traditionalismus führen. So sind hingegen in Laut und Klang jahrtausende alter Wörter und Formeln meist zugleich Verständnisverknüpfungen und Assoziative angelegt, und zudem ist es in den archaischen Traditionen üblich Aspekte und Varianten der Begriffe oft durch völlig andere Wörter, durch Synonyme, oder auch durch nur geringfügige Änderungen der Silben und Betonungen – mit zu übermitteln.

Das im Rasa Vidya (rasa – Natur, Naturgeist, Hermes; vidya – Wissen) weitestgehend übliche Wort für das Element Ahamkara kann vorgestellt werden als „ich habe diesen Ort / Platz“ und indiziert die Vorstellung von „Ego“ als etwas Eigenes, aus seinem Hintergrund Getrenntes bzw. aus einer Undifferenziertheit heraus Geschiedenes und bis zu einem hohen Grad Selbstständiges. Dieses Element bildet – vermischt mit dem letzten der 3 feinstofflichen Elemente, Manas, dem „Gemüt“ (einer Reflektion von Avyakta),an der jenseitigen Schwelle zur Physis die Grundlage des Ätherelements und wirkt elementar durch den solaren Äther in den 5-elementaren Kosmos hinein, indem es das Spektrum des Feuer-Elements bzw. des Sulfur-Prinzips bis in das Erd-Element bzw. ins Sal-Prinzip hinein als individualisierende Komponente begleitet.

In diesem Element (Ahamkara) werden die generellen „Naturkräfte“ (welche als Sammelbegriff ebenfalls einen wesentlichen Aspekt von Mahan ausmachen) zu den „3 Prinzipien“ gebündelt.

  1. Jene Kräfte, welche – ausgehend von der Ur-Polarität (als Avyakta) – hauptsächlich aus Prakriti bestehen, gehen als erstes in eine sehr starke Bewegung, welche sich im Kosmos zuerst als Klang ausdrückt, dann aber immer mehr zu einer Grundfeuchte (hermet.: „subtile Spiriti“) wird. Darin herrscht Schwere als Eigenart vor, die Anfangs – in Avyakta und im anfänglichen Mahan – nicht erkennbar ist, sich aber schließlich in Ahamkara als zum innersten Wesen Prakritis gehörig entpuppt. Dort wird dieses Kräftebündel zusammengeschlossen und zur Grundlage des Sal-Prinzips. Man spricht auch hier schon von „Guna“ und meint damit einen (der ersten drei) „Fäden“ – nämlich: Tamas – eher eine „Schnur“ denn ein „Faden“ – gleichsam ein aus vielen ähnlichen Fäden zusammengedrehtes Seil – und (wie auch die folgenden beiden Gunas) einen Haupt-Faden im Webwerk der Natur. Als Eigenschaft wird Tamas der Begriff „Trägheit“ zugeordnet. Unzählige Aspekte dieses Haupt-Fadens werden von da an in das gesamte elementare Folgegeschehen mit eingewoben.

  2. Dort wo die innere Art Prakritis als Schwere noch nicht hervorgetreten ist, nämlich bis an die Schwelle von Avyakta zu Mahan, herrscht eine gewisse Art von annähernd vollkommener Leichtigkeit vor, welche dem Guna Tamas seine anfängliche Beweglichkeit verleiht. Deshalb wird das, was später Schwere, Dichte, Beständigkeit, Sal etc. wird, in jener Phase einer (vorgestellten gesamtkosmischen) Elementegenese als „Kraft“ wahrgenommen – und bleibt in diesem Charakter bis hinein ins stoffliche Erdelement, wo sie sich dann eben hauptanteilig am „Stoff“ bzw. Substanz erweist. Dadurch spielt die innere Art der „Schwere“ keine Rolle; sie ist weder dynamisch noch differenziert.

    Die Beweglichkeit selbst bleibt jedoch ebenfalls elementar erhalten und bildet einen weiteren Haupt-Faden, welcher im Gegensatz zum vorigen kaum eine Beimischung von Prakriti zuläßt. Dieses Guna wird als Sattva, „das Reine“, bezeichnet und stellt im weitesten Sinne das hermetische Merkur-Prinzip dar. Was bleibt ist die ständige Tendenz zur Anhaftung an Tamas / Schwere bzw. schließlich an Substanz – wie eine Erinnerung Merkurs an einen gemeinsamen Ursprung, daran, daß er sich anfänglich seine innere Eigenart der „Beweglichkeit“ quasi mit Prakriti teilte.

    Deswegen wird Hermes / Merkur auch gerne in den hermetischen Traditionen als „Sohn der Großen Mutter“ bezeichnet, als ein Vogel (Taube etc.) oder eben als „Kind der Erdmutter“. Letztendlich finden wir auch dieselbe Situation in der Hervorbringung des Luftelements aus dem Erdelement in der 5-elemetaren Physis wieder vor.

  3. Und schließlich kehrt sich auch das innere Wesen Purushas nach außen, als prinzipielle Dynamik. Dieser dritte „Hauptfaden“ wird Rajas genannt. Vergleichbar dem zuvor gesagten vom Anfang des Sattva-Gunas bzw. des Merkur-Prinzips, ist auch hier weder der Moment der Hervorkehrung (zuerst aus Avyakta, dann aus Ahamkara), noch der längste nachfolgende Abschnitt als „Element“, kein dynamischer, sondern ganz im Gegenteil, ein statischer. Obschon (in Verbindung mit Mahan) der Begriff „Naturkräfte“ eine Vorstellung von Dynamik suggeriert, ist im 8-elementaren Kosmos gerade das Gegenteil der Fall. Die Naturkräfte erscheinen zuerst als „erkennbares Muster“, eben als das eigentliche „Webwerk“, und werden so richtig ja erst in der 5-elementaren Physis durch das dynamische Feuerelement / Sulfur-Prinzip in eine derart dynamische Unterschiedlichkeit gesetzt.

     

Die beiden Hauptstränge Rajas und Tamas (in etwa: Sulfur und Sal) verbinden sich in die Physis hinein zu den 5 Elementen, sind aber zuerst nur als Proto-Elemente (skr.: Tanmatras) relativ fest zusammengesetzt. Diese Verbindungen gehören zum „Kräfte-Element“ Mahan, durchwirken aber selbstverständlich die gesamte Natur. Durch die festere und immer beständigere Art jener Proto-Elemente kann dann erst die eigentliche 5-elementare Physis (aus den bekannten Elementarkräften Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther = skr.: Mahabhutas) entstehen.

 

Tanmatras (Proto-Elemente) – ebenfalls als „Kräftebündel“ in Mahan – in denen das Erd-Element (Prakriti – Tamas ...) zu mehr als der Hälfte vorherrscht, werden als Prithvi-Tanmatras (Proto-Erd-Element) bezeichnet und sind in der Folge hauptbeteiligt am Entstehen und Erhalten von Protonen, Neutronen, Elektronen u. dgl., also den besonders dichten und zeitunterworfenen Ansammlungen von Kräften.

 

Tanmatras (Proto-Elemente) in denen das Wasser-Element(Prakriti – Sattva, Tamas ...) zu mehr als der Hälfte vorherrscht, werden als Ap-Tanmatras (Proto-Wasser-Element) bezeichnet und sind in der Folge hauptbeteiligt am Vorhandensein von Anziehungs- und Zusammenhaltekraft. Sie stellen die Wurzel des (stets zur Anhaftung tendierenden) Merkur-Prinzips und all seiner typischen stofflichen Ausdrucksarten dar (z.B. Luft u.a. Gase; Alkohol u.a. Spiriti; volatile Alkalis u.a. flüchtige Salze; Quecksilber etc.) und entsprechen dem Wesen des „Naturgeistes“ (Hermes / Merkur / Rasa), weswegen sie auch Rasa-Tanmatras genannt werden.

 

Tanmatras (Proto-Elemente) in denen das Feuer-Element(Purusha – Sattva, Rajas ...) zu mehr als der Hälfte vorherrscht, werden als Tejas-Tanmatras (Proto-Feuer-Element) bezeichnet. Sie werden in der Folge zu den bewegenden Kräften in den Atomen, latent und unsichtbar, aber bereits mit „individueller“, formgebender Dynamik bzw. ausgeprägt differenzierendem Charakter. Sichtbar können sie bei Veränderungen oder Zerbrechen eines Atoms in Erscheinung treten, da ihnen das Sal-Prinzip / Tamas weitestgehend fehlt.

 

Tanmatras (Proto-Elemente) in denen das Luft-Element(Purusha / Prakriti – Sattva, Rajas ...) zu mehr als der Hälfte vorherrscht, werden als Vayu-Tanmatras (Proto-Luft-Element) bezeichnet. Sie werden in der Folge zur Bewegung selbst, z.B. innerhalb der Teilchen und Atome, sowie in Körper und Außenwelt.

 

Tanmatras (Proto-Elemente) in denen das Äther-Element(Prakriti – Sattva, Rajas ...) zu mehr als der Hälfte vorherrscht, werden als Akasha-Tanmatras (Proto-Äther-Element) bezeichnet. Sie stellen in der Folge den Raum z. B. innerhalb der Teilchen dar, in dem Bewegung vonstattengehen kann. Da dieser Raum in seiner Proto-Form weder Schwere noch Differenziertheit hat und dennoch den größten Teil allen Naturgeschehens ausmacht, sowie Alles elementar vollständig durchdringt, tritt er als Klang in Erscheinung. Deshalb wird dieses Tanmatra auch als Shabda-Tanmatra bezeichnet. 

 

Die solcherart vorgestellten Fäden in jenem „Webwerk“ gehen in ihren Aspekten und Spektren ins Millionenfache und deren Verbindungen und Verknüpfungen ins Unzählbare, während aber die Prinzipien, Elemente und Grundgesetze stets gleich bleiben. „Stoffe“ sind dabei weder „wirkend“ noch grundlegend, sondern stellen nur einen minimalen Nebenaspekt des Kräftegeschehens dar – ja relativ zum Gesamten tritt Stoffbildung nur äußerst selten auf. Wenn sich bisweilen ein Tanmatra (Proto-Element) so organisiert, daß es genau die Hälfte eines Kräftebündels erfüllt und dieser „Faden“ ergänzt wird von jeweils 1/8 aller vier übrigen Proto-Elemente, dann kann es sich für gewisse Zeit zu einem Paramanu (zu einem „Äußerst Subtilen“) fixieren, welches man sich als eine Art Proto-Atom vorstellen kann. So besteht etwa ein Prithvi-Paramanu (ein Proto-Atom durch welches sich die Elementarkraft „Erde“ vorzüglich ausdrückt) aus 50% Proto-Erd-Element und zu jeweils 12,5% aus Proto-Wasser-Element, Proto-Feuer-Element u.s.f.

Aus der Vermischung und relativ bzw. zeitbedingt-stabilen Verbindung von Paramanus wiederum bilden sich die Vorstufen jener Grundmuster in der Natur, die wir allgemein Signaturen nennen, d.i. Geschmäcker, Farben, Geruch etc., und die geeignet sind die jeweiligen „Ideen“ bzw. Quintessenzen aufzunehmen, zu umhüllen und schließlich durch den grobstofflichen Ausdruck zu begleiten. Ein Aspekt dieser Stabilisierung ist die Bildung von Anus (skr.: Anu = das Subtile; entspr.: Atom) sowie deren weitere  Verbindung zu Molekülen. Ein anderer Aspekt ist die Herausbildung immer konkreterer „Fäden“ (Gunas), welche nun (vereinfacht) als Grundeigenschaften oder Qualitäten beschrieben werden können (z.B.: leicht, beweglich, voll, schnell, kühl, warm, feucht, trocken, rauh, sanft etc.) und an den konstitutionellen Manifestationen wahrnehmbar sind. Ein dritter Aspekt sind die „Indryas“, etwa als Interaktionen zwischen den einzelnen Manifestationen untereinander, sowie mit den Sinnes- und Körperorganen des Betrachters, vorstellbar.

P.H.

 

 

1.  Die 3 "philosophischen Prinzipien"

 

 

Die Begriffe dafür in der paracelsische Tradition:

 

Sulfur, Merkur, Sal

oder: Anima, Spiritus, Corpore

oder: Seele, Geist, Körper

 

 

 

Ihr Hintergrund in der Kosmogenese:

 

 

Alles ist Einheit. Wenn die Einheit sich ausdrückt entsteht Dualität. Aus dem Wirken der Dualität ergibt die die Dreiheit. Gleichwohl verbleiben Dualität und Dreiheit zeitlos in der Einheit.

 

 

 

Ihr Ausdruck:

 

 

Beispiel 1: die beiden Pole des Menschen stellen das duale Prinzip dar: Mann – Frau

 

Aus dem Zusammenwirken dieser Form von Dualität ergibt sich das Kind (als Drittes).

 

Beispiel 2: Objekt und Subjekt stellen die Dualität (vergleichbar Frau und Mann) dar. Der Vorgang des Betrachtens oder Interagierens ist das Dritte.

 

 

 

Ausdruck der prinzipiellen Dreiheit im Animalischen, Vegetabilischen und Mineralischen:

 

 

Der Mensch selbst ist während seiner Lebenszeit in der Welt ein Kontinuum von Seele, Geist und Körper. Davon ist die Seele "er selbst" (etwa begreifbar als Bewußtsein oder Aufmerksamkeit), der Geist umfaßt alles was veränderlich aber nicht grobstofflich ist (Gedanken, Gefühle, Gemüt u. dgl., auch "das feinstoffliche Wesen" genannt), und der Körper ist die "grobstoffliche Hülle" des Menschen. Im Tierreich verhält es sich ähnlich, nur daß das Seelenprinzip nicht derart ausgeprägt und konzentriert ist, wie beim Menschen.

 

 

Im Pflanzenreich drückt sich das Seelenprinzip hauptsächlich in der Farbe, sowie in Fettigkeit, Öligkeit und ätherischem Öl aus. Diese Aspekte werden als "Sulfur (oder Anima) der Pflanze" bezeichnet.

 

Das Geistprinzip drückt sich hauptsächlich im informativen Ausdruck der Pflanze aus, sowie in den subtilen Feuchtigkeiten, im wäßrigen Fluid und Alkohol. Diese Aspekte werden als "Merkur (oder Spiritus) der Pflanze" bezeichnet.

 

Das Körperprinzip drückt sich im grobstofflichen Körper, der Substanz der Pflanze aus und wird als "Sal-Prinzip der Pflanze" bezeichnet.

 

 

Im Mineral oder Metall besteht das Seelenprinzip (Sulfur) hauptsächlich in den darin enthaltenen Farben (und in wenigen Fällen auch in der Brennbarkeit), das Geistprinzip ist in der darin verborgene Feuchtigkeit und im informativen Ausdruck der Formen, und das Körperprinzip ist in der Art der Substanz (Dichte, Schwere, Dauerhaftigkeit etc.).

 

 

 

> Nichts in der Natur ist unbeseelt. Alles Lebendige hat die 3 philosphischen Prinzipien in sich.

 

 

 

Die 3 philosophischen Prinzipien zusammen bewirken ursächlich das Hervortreten der 5 Elemente als stoffliche Matrix, in welche sie sich je nach Art mehr oder weniger stark einbinden. Den stärksten Anteil am Sulfur-Prinzip hat das Feuer-Element, am Merkur-Prinzip das Äther-, Luft- und Wasser-Element, am Sal-Prinzip das Erd-Element.

 

 

 

2.  Die 5 Elemente als Grundlage der stofflichen Natur

 

 

Mit "Elementen" wird in diesem Zusammenhang eine besondere Kategorie von Naturkräften bezeichnet, welche

 

 

a) in erster Linie für das fein- u. grobstoffliche Gerüst aller Naturdinge und

 

 

b) daraus sich ergebend für die Anbindung der jeweiligen aktiven Naturkräfte (hier hpts. "Planetenkräfte") an die unterschiedlichen stofflichen Gewebe verantwortlich ist.

 

 

 

Die 5 Elemente und ihre wichtigsten Eigenarten:

 

 

Äther ... allem Geschehen Raum gebend; Alles durchdringend und dadurch die spezifischen Kräfte und Stoffe jeweils an ihren Ort bringend; Alles belebend, indem er zwischen Fein- und Grobstofflichkeit durchlässig und vermittelnd ist (d.h.: der Äther nimmt die "Ideen" aus dem Feinstofflichen auf und vermittelt sie den "Dingen" der grobstofflichen Natur ... = Quintessenz).

 

 

Luft ... Alles bewegend und in Bewegung haltend; zerstreuend - den Äther-Raum erfüllend; Alles vermittelnd, kommunizierend, informierend.

 

 

Feuer ... die Kraft zielgerichteter Bewegung; differenzierend, individualisierend, konzentrierend.

 

 

Wasser ... die, Alles in der Natur miteinander verbindende und zusammenhaltende Kraft. Das Element Wasser vermittelt das Prinzip der "Schwere" und ermöglicht damit die "Stoffwerdung" bzw. "Materialisation" der "Idee" (aus dem Feinstofflichen).

 

 

Erde ... das Zentrum jeglichen Geschehens, welches Alles in sich aufnimmt und aus sich heraus wieder zum Ausdruck bringt.

 

 

 

Wo die jeweiligen Elementekräfte im Menschen vorrangig wirksam sind:

 

 

Äther ... körperlich: in den Hohlräumen und Gefäßen des Körpers, in Leber, Blut und Galle und deren Funktionen, an den Außenseiten links und rechts entlang des Körpers, in den Sehnen, Finger- und Fußnägeln (sowie z.T. in Haut und Haaren).

 

geistig: Im körperlichen und geistigen Raumempfinden; im Bewußtsein von Gemeinsamkeit und Verbundenheit.

 

 

Luft ... körperlich: in den rhythmischen Systemen des Menschen, (v.a. Herz und Lunge); in Atmung, Sprache und Ausdruck; in der Haut, im Darm und in den Gelenken.

 

geistig: In körperlicher und geistiger Beweglichkeit; in Vermögen und Handhabung des Intellekts; in Austausch und Kommunikation.

 

 

Feuer ... körperlich: in allen Farbphänomenen und Wärmewirkungen des Körpers, im Blut, in der Galle, in den Augen, im Antlitz, im Herzen, in Magen, Dünndarm und den Fortpflanzungsorganen, in der Muskeltätigkeit, in der "Aufrichtekraft" (besonders im Zusammenhang mit dem unterem WS-Bereich).

 

geistig: In Konzentrationsvermögen, Tatkraft, Freude, Zorn und "Ausstrahlung".

 

 

Wasser ... körperlich: in Nieren, Blase und dem gesamten Harnsystem; in allen anderen Feuchtigkeiten des Körpers und deren Funktion; in Herz- und Augenkörper, im Fortpflanzungsgewebe, im Gehirn.

 

geistig: In einem "gesunden Gemüt", in Mut, in angenehmer, "runder" Art.

 

 

Erde ... körperlich: im Zustand der Gewebe und Substanzen allgemein; in Milz und Immunsystem; im Geschmacksempfinden.

 

geistig: In der Fähigkeit zu bewahren und erhalten; im "guten Geschmack"; im Verhältnis zu Besitz und Material an sich; im Langzeitgedächtnis.

 

 

 

Wo die jeweiligen Elementekräfte in den Pflanzen vorrangig wirksam sind:

 

 

Äther ... in Standort, im Raum-Erfüllen, im Erscheinungsbild bzw. in ihrer Wirkung in den Raum hinaus (z. Bsp.: durch Duften, Leuchten, massenhaftes Auftreten, Verbreitung durch Flugsamen etc.); in den Konturen, in den pflanzentypischen Insekten.

 

Geschmack: im sauren, süß-sauren, herben und zusammenziehenden Geschmack; in Fülle, Eßbarkeit und hoher Nützlichkeit; in erfrischender, öffnender und korrigierender Wirkung (Bsp.: Apfel, Weintrauben, Korn, Grapefrucht, Quitte).

 

 

Luft ... in Beweglichkeit und Leichtigkeit; sehr bewegliche Blätter u. Zweige; verspielte Blütenform; in besonderen Auffälligkeiten z. Bsp. von Form, Farben und Wachstumsphasen; in schnellen Veränderungen und Kurzlebigkeit; in Standorten "wo sie gesehen werden", v.a. in Menschennähe, am Waldrand u. dgl.

 

Geschmack: in interessanten Geschmäckern, oft prickelnd, würzig, leicht scharf – Geschmäcker "die man sich merkt" (Bsp.: Minzen)

 

 

Feuer ... im Farbspektrum von hellem Sonnengelb bis Rot, besonders, wenn sich diese Farben nicht nur in den Blüten oder Früchten, sondern auch an Wurzel, Kraut, Rinde oder Saft zeigen und bei Berührung (oder nach entsprechender Präparation) färben. In geradem Wuchs, konkreten Formen, auffallender Reaktion auf Sonnenlauf und Lichstärke; in Fett- oder Ölgehalt; dornige, stachelige und sehr spitze Pflanzen.

 

Geschmack: in annehmbar bitterem, stark aromatischen oder scharfem Geschmack (Bsp.: die meisten scharfen, aromatischen oder bitter-scharfen Gewürze).

 

 

Wasser ... im feuchten Standort oder Bedarf von reichlich Wasser, in Schwere und Fülle (meist der Wurzeln und Früchte); in nährender, befeuchtender Kraft; in großen Blättern und massenhaftem Auftreten.

 

Geschmack: in wäßrig-phlegmatischen oder wäßrig-aromatischen Geschmack, oft leicht salzig (Bsp.: Kopfsalat, Spinate, Algen).

 

 

Erde ... in schattigen, trockenen Standorten, Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit; in reduzierter Wuchsart (z. Bsp.: reduzierte Blattform, gedrungene Stängel, kleine, feste Früchte u. dgl.); in bedingt nährender Kraft (welche eher Zähigkeit und Widerstandskraft vermittelt); in Fäulniswidrigkeit bzw. sehr langsamer Verrottung; in ausgeprägten Wurzeln, in dichtem Holz und Neigung zur Verholzung an sich. In feistem, sich schnell verfestigendem Schleim; in dunklen, oft schwarzen oder tiefblauen Farben, auch im grünlichblau, grünlichweiß und sogenannten "unentschiedenen" Farben.

 

Geschmack: in typisch bitterem, stark bitterem oder süßlich-bitterem sowie in anderen Varianten von Süße bis hin zu streng-süßem Geschmack (Bsp.: Enzianwurzel, Lakritze, Heidelbeere, Aroniabeere)

 

 

Die Vermischung der Elemente zu den "3 natürlichen Prinzipien" / "Säften" Wind, Feuer und Schleim:

 

 

In den "natürlichen Dingen" sind stets Vermischungen der Elementarkräfte ausgedrückt, nie ein einzelnes Element für sich alleine.

 

Weil die ursprüngliche Dreiheit in der 5-elementaren Natur anwesend ist, vermischen sich die 5 Elemente in den manifestierten, stofflichen Dingen wieder demgemäß zu den "3 natürlichen Prinzipien", welche (mit einem schlechten Begriff) auch "Säfte" genannt werden. Diese entsprechen zwar zum größten Teil (auch "prinzipiell") den 3 "philosophischen Prinzipien", werden aber besser als "von diesen überwiegend durchdrungen" verstanden. Die Wortwahl der Traditionen ist hier nicht kleinlich, bedenkt man, daß die "ursprüngliche" Dreiheit nicht "vorhanden" bzw. irrelevant wäre, könnte sie sich nicht in der elementaren Matrix offenbaren.

 

 

Luft und Äther sind vermischt im Prinzip "Wind" ... entspricht zum größten Teil dem ursprünglichen Merkur-Prinzip

 

 

Feuer (mit wenig Wasser) stellt das Prinzip "Feuer" (oder "Galle") dar ... entspricht zum größten Teil dem ursprünglichen Sulfur-Prinzip

 

 

Wasser und Erde sind vermischt im Prinzip "Schleim" ... entspricht zum größten Teil dem ursprünglichen Sal-Prinzip

 

 

 

Zusatz: Von jedem dieser "natürlichen Prinzipien" gibt es wieder 5 Hauptformen, nach der 5-elementaren Natur differenziert. Daneben gibt es zahlreiche Nebenformen, weitere Auffächerungen und perspektivische Möglichkeiten der Kategorisierung.

 

 

Die Einteilungen richten sich dabei a) nach ihrem Auftreten im Naturgeschehen, z. Bsp.: die 4 Feuer der Jahreszeiten + das Zentralfeuer; b) nach ihrem Auftreten im Körper, z. Bsp.: die verschiedenen Winde nach Sitz und Funktion im Menschen; c) nach Art spezifischen Substanz, z. Bsp.: "Schleim" ist die Vermischung von "Wasser" und "Erde", weshalb je nach Vorherrschaft des einen oder anderen das gesamte Spektrum von flüssigem Wasser bis zu festem Stein durch dieses Prinzip erfaßt wird, d.h.: flüssiges Wasser besteht überwiegend aus dem Element Wasser + geringen Anteilen des Erdelements, während das Verhältnis beim festen Stein umgekehrt ist.